Glyphosat – Wundermittel oder Pflanzengift

Am 8. Februar begrüßte Fritz Güntzler zu seiner Veranstaltungsreihe über 280 Gäste. Unter dem Titel „Glyphosat – Wundermittel oder gefährliches Pflanzengift?“ erörterten die vier Podiumsteilnehmer Prof. Dr. Maria Finckh, Fachgebietsleiterin für Ökologischen Pflanzenschutz der Universität Kassel, der Leiter der Versuchswirtschaften der Universität Göttingen Dr. Dirk Augustin, der Geschäftsführer des Landvolks Göttingen Achim Hübner und Tilman Uhlenhaut von BUND Niedersachsen die Vor- und Nachteile des umstrittenen Herbizides.

In den vier Eingangsstatements zeigten sich deutlich die unterschiedlichen Auffassungen der Diskutanten. Es gebe sehr viele Vorteile durch die Verwendung von Glyphosat in der konventionellen Landwirtschaft, hob Augustin hervor. Das Bodenleben und das organische Material seien besser, es gebe weniger Erosion, Treibhausgase würden eingespart und der Einsatz von anderen Spritzmitteln sei zurückgegangen. Er räumte jedoch ein, dass die Artenvielfalt abgenommen hätte, dies würde aber allgemein durch das Zurückdrängen von Lebensräumen geschehen und sei nicht in erster Linie dem Glyphosat geschuldet.

Uhlenhaut geht davon aus, dass ein Verbot von Glyphosat in Deutschland in absehbarer Zeit kommen werde und dass es nun vielmehr darum gehe, ein gutes Ausstiegsszenario zu finden. Erste Schritte, die sich schnell umsetzen ließen, sollten sein: Ein Verbot des Einsatzes von Glyphosat in Kleingärten und für Privatpersonen im Allgemeinen, bei der Deutschen Bahn und bei der Sikkation in der Landwirtschaft. Es müsse allgemein ein Umbau der Landwirtschaft hin zu einer Systemänderung stattfinden. Um den Einsatz zu mindern müsse beispielsweise das Direktsaatverfahren mehr erforschen. Bei diesem wird das Saatgut direkt nach der Ernte in den Boden verbracht. Forschungserkenntnisse auf dem Gebiet der Saatgutforschung müssten intensiviert werden.

Prof. Finkh brachte einen weiteren wichtigen Aspekt mit in die Diskussion ein. „Es wird leider in der Diskussion immer verschwiegen, dass Glyphosat ein weiteres, schwerwiegendes Problem mit sich bringt“, so die Wissenschaftlerin. Nach ihren Forschungen wirkt Glyphosat erwiesenermaßen antibiotisch und verursacht so Antibiotikaresistenzen. Die Zusammensetzung der Böden verändert sich und es wird eine Übernutzung von Stickstoff erzeugt. Insgesamt werden Lebensräume, Nahrung und Tiere zerstört.

Hübner fragte dann konkret nach, wie man jetzt weitermachen solle. Eine Umstellung aller Landwirtschaftlichen Betriebe auf ökologische Landwirtschaft werde nicht funktionieren. Die letzten 15 Jahre habe man gerade einmal bei 3 % der Betriebe eine Umstellung erreicht. Die Betriebe seien für die Produktion unserer Nahrungsmittel zuständig, von daher müssten sie auch die Nachfrage nach Lebensmitteln in Deutschland bedienen.

Allgemein fand man Übereinstimmung, dass die Forschung auch im Bereich der technischen Unkrautvernichtung vorangetrieben werden müsse. Die momentanen Geräte, die die Unkräuter photosensorisch erfassten, seien noch lange nicht ausgereift.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde deutlich, dass es gilt, gemeinsam eine Lösung zu entwickeln, in der sowohl die ökologischen und gesundheitlichen Interessen als auch die Umsetzbarkeit durch die Landwirte Berücksichtigung finden.

Teile diesen Beitrag

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on email